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Der Obersteinerhof

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Die Geschichte des Obersteinerhofes

Im 11. Jahrhundert wurde das Schloss Taufers gebaut. Man vermutet, dass „die Edlen von Taufers“ es waren, die die ersten Höfe in Luttach anlegen ließen. Der Obersteinerhof wird das erste Mal 1225 als Steiner auf Pojen urkundlich genannt, doch ist er bestimmt älter.  Wohngebäude und Stallungen wurden aus Materialien des Ortes gebaut. Die Steine stammten aus einem Bruch, der auf dem Grundstück lag. Kalk für den Mörtel kam aus der Kalkgrube und wurde beim Nachbar im Kalkofen gebrannt, das handbearbeitete Bauholz aus dem hofeigenen Wald geholt. Aus diesem Hof entstanden die Ober- und Niedersteinergüter. Etwa im 13. oder 14. Jahrhundert besiedelten Menschen den Herrenberg. Er trägt diesen Namen, weil die Höfe an kirchliche „Herren“ Abgaben leisten mussten.

Die Geschichte meiner Vorfahren

Viele Familien haben vor uns auf dem Obersteinerhof gelebt. Seit 1886 ist er im Besitz der Familie Strauss. Damals erwarb ihn mein Urgroßvater Josef mit einer der Heiligen Maria geweihten Kapelle, 10 Hektar Wiese, 8 Hektar Weide und 40 Hektar Wald. Im Jahr 1935 übernahm den Hof mein Großvater Josef. Er baute Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Hanf und Kartoffeln an, er hielt Vieh und beschäftigte fünf Angestellte. 1938 errichtete er eines der ersten Elektrowerke auf einem Hof: Ein kleines Gleichstromwerk, das ein paar Glühbirnen bedienen konnte. 1940 ließ er die Mühle vom Steinerbach an den Hof verlegen. Zehn Jahre später wurde das Wohnhaus renoviert, der rundum verlaufene Balkon abgetragen und die Außenwände mit einer Ridelmauer versehen. 1955 kam eine Materialseilbahn hinzu.

Mein Vater Josef übernahm den Hof 1960 und stellte ihn zu einem Milchwirtschaftsbetrieb um. Er schaffte die erste Mähmaschine an und mechanisierte den Hof nach und nach. 1969 ließ er eine einfache Umlaufbahn für den privaten Waren- und Personentransport ins Tal bauen. Der Hof wurde teilrenoviert und zu einer Jausenstation umgebaut. Ein neues Elektrowerk mit 18 kWh. Nennleistung wurde errichtet. Seit 1970 verbindet die Zufahrtsstraße den Hof mit dem Tal, im selben Jahr kaufte mein Vater den ersten Traktor. Feld- und Waldwege wurden angelegt und Wiesen und Weiden an die neue Arbeitstechnik angepasst. 1998 wurde die Trinkwasser-Versorgung des Hofes komplett erneuert.

Meine Geschichte

Mein Name ist Franz Strauss. Ich bin auf dem Obersteinerhof geboren und aufgewachsen. Nach dem Besuch der Schnitzschule in St. Johann im Ahrntal lebte ich als Künstler in Wien und Paris und ging im Auftrag des italienischen Außenministeriums für drei Jahre nach Kamerun, wo ich Schnitzerei unterrichtete. In den 90er Jahren kehrte ich auf den Hof zurück. Seither habe ich ihn nie länger als für ein paar Wochen verlassen. Im Jahr 2000 übernahm ich den Hof von meinem Vater. Die Milchwirtschaft führte ich noch zwei Jahre weiter, ehe ich auf die Fleckvieh-Aufzucht umstieg.

2002 entschied ich, die Jausenstation zu schließen und Urlaub auf dem Bauernhof anzubieten. Dafür baute ich einen Teil des Hofes zu zwei Apartments um und errichtete zwei freistehende Hütten. Zwei Jahre später wurden die ersten Gäste begrüßt. 2006 stellte ich vom Aufzuchtbetrieb auf Mutterkuhhaltung mit „Pustertaler Sprinzen“ um. Im Jahr darauf sanierte ich das Elektrowerk und erweitere es auf 25 kWh Nennleistung. Seit 2008 führe ich den Obersteinerhof biologisch ohne Silageproduktion. Im selben Jahr bekam das Haupthaus einen neuen Außenverputz, zwei Jahre später wurde der Keller zwischen Wohn- und Futterhaus gebaut. 2016 errichtete ich ein neues Futterhaus, samt eines Laufstalls mit Glasfront. Seither schauen auch die Tiere ins Tal.

 

Heute führe ich gemeinsam mit meiner Partnerin Barbara den Urlaub auf dem Bergbauernhof mit viel Liebe und Freude. Es ist eine schöne Ergänzung zur bäuerlichen Arbeit rund um unsere 20 Sprinzen. Bei uns dürfen sie ihre Hörner tragen. Von Mai bis Oktober grasen die Kühe auf den Wiesen und Weiden rund um den Hof. Im Winter leben sie im Stall neben fünf Hennen und einem chinesischen Seidenhuhn, einem Schwein namens Bärbel und den Katzen Suave und Fräulein Flora. Vor dem Haustor haben wir einen Bauerngarten, ein Permakulturbeet und einen Acker angelegt, in dem wir Gemüse, Kräuter und Blumen pflanzen. Soweit vorhanden, teilen wir die Gaben der Natur gerne mit unseren Gästen. Alle anfallenden Arbeiten und Umbauten auf dem Hof erledige ich selbst. Nach wie vor arbeite ich kunsthandwerklich in meiner Werkstatt und baue dort unter anderem Möbel.

Die Pustertaler Sprinzen

Afada, Gabi und Opra - so heißen drei der rund 20 Sprinzen, die auf dem Obersteinerhof leben. Die Rasse ist im Südtiroler Pustertal und seinen Seitentälern wie dem Ahrntal entstanden. Ende des 19. Jahrhunderts begann ihre Zucht, in den 20er Jahren wurde sie verboten. Die beiden Weltkriege setzten den Sprinzen stark zu. Sie überlebten dank zugelassener Deckstiere für den privaten Gebrauch. Anfang der 50er Jahre gab es nur noch 300 registrierte Sprinzen. Allmählich wurden wieder Zuchtvereine gegründet, die Rasse erholte sich. Seit 1985 stehen die Sprinzen auf der Liste der „Genreserve-Rassen“ — eine EU-Initiative zur Erhaltung alter Haustierrassen.  

Das Wort „Sprinze“ leitet sich von der Farbverteilung am Körper der Tiere ab. Die Haarfarbe ist schwarzweiß oder rotweiß, die Farbflecken großflächig oder gesprenkelt verteilt. Ihre Körpermasse ist beeindruckend. Das Geburtsgewicht liegt bei rund 50 Kilogramm. Ausgewachsene Kühe haben eine Widerristhöhe von 125 bis 140 Zentimetern und wiegen bis zu 800 Kilogramm. Erwachsene Stiere bringen eine Tonne auf die Waage. Die „Pustertaler“ haben eine sehr gesunde Konstitution. Dank ihrer Weidetüchtigkeit und guten Muttereigenschaften eignet sich die Rasse besonders gut für die Mutterkuhhaltung.

Südtirols Bergbauern

Durch die Bewirtschaftung der steilen Gelände, Böden und Wälder pflegen die Bergbauern unsere Landschaft. Überall dort, wo das Bergbauernwesen in den Alpen ausstirbt, kommt es vermehrt zu Muren und einer Verwilderung des Baumbestands, zu Krankheiten und Parasiten unter Pflanzen und Wildtieren und zum Aussterben der traditionellen Nutztierrassen. Bergbauern liefern dem Konsumenten gute, nachhaltige und artgerecht erwirtschaftete Produkte. Südtirol ist die Region mit dem höchsten Prozentsatz an Bergbauern im gesamten Alpenraum. Mehr Informationen finden Sie im Buch: "Südtirol. Land der Bergbauern" (Fischer/Rampold), dessen Titelbild unser Hof ziert.

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